Nach dem Rohbau ist vor dem Innenausbau!

Der Rohbau steht, das Richtfest hat stattgefunden. Nun folgt mit dem Innenausbau eine besonders spannende und in der Regel sehr befriedigende Bauphase. Ähnlich wie die Metamorphose von Raupe zu Schmetterling verwandelt sich der karge Rohbaublock in Ihr stolzes Traumhaus.

Allerdings bietet auch diese Bauetappe einige Tücken. Worauf Sie beim Innenausbau achten müssen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was gehört zum Innenausbau?

Der Innenausbau beinhaltet alle Arbeiten, die die blanken Innenräume erst nutz- und bewohnbar machen.

Inhaltsverzeichnis
1.) Innenausbauarbeiten & Reihenfolge Gewerke Innenausbau
2.) Dauer Innenausbau: Wie lange dauert der Innenausbau?
3.) Kosten Innenausbau
4.) Ideen & Inspirationen für Ihren Innenausbau 1. Wohnungen von Bekannten 2. Möbelhäuser & Messen 3. Onlineplattformen
5.) Eigenleistungen: Innenausbau selber machen
6.) Innenausbau: 2 Tipps
7.) Fazit Innenausbau

Innenausbauarbeiten & Reihenfolge

Beim Innenausbau greifen mehrere Gewerke ineinander. Sie sind je nach Zeitplan und Koordination parallel auf der Baustelle tätig.

Die Reihenfolge der einzelnen Ausbauarbeiten ist meist ähnlich, kann sich aber je nach Haustyp unterscheiden (z. B. Fertighaus, Massivhaus, Niedrigenergiehaus etc.). So können beispielsweise beim Fertighaus bestimmte Tätigkeiten hinzukommen, andere wiederum fallen aufgrund der Verwendung von Fertigelementen erst gar nicht an.

Die Ausbauarbeiten werden gemeinhin in dieser Reihenfolge abgewickelt:

  1. Dacheindeckung
  2. Spenglerarbeiten
  3. Dachdämmung
  4. Einbau von Fenster und Außentüren (das Gebäude wird wetterfest, Einbruch, Vandalenakte und Diebstahl werden erschwert)
  5. Einbau von Treppen (Rohtreppen)
  6. Aufstellen von Innen-/Zwischenwänden
  7. Elektro-Rohinstallation (Elektroleitungen, Kabelschächte, Leerrohre, Unterputzdosen, Verteilerkästen etc.)
  8. Grundinstallation und Leitungsverlegung für Heizung, Sanitär und Lüftung
  9. Verputz von Innenwänden
  10. Fußbodenaufbau und Einbringen des Estrichs
  11. Fliesenlegearbeiten
  12. Verlegung der Bodenbelege
  13. Malerarbeiten
  14. Fertiginstallation/Komplettierung der Heizung-, Sanitär- und Lüftungstechnik
  15. Fertiginstallation/Komplettierung der Elektrotechnik
  16. Innentüren einsetzen
  17. Aufräum- und Putzarbeiten durch Bauherren

Auch wenn die Dacheindeckung und die Spenglerarbeiten das Gebäudeäußere betreffen, werden sie aufgrund des zeitlichen Ablaufs üblicherweise dem Innenausbau zugeordnet.

Gewerke Innenausbau

Während die Anzahl der am Rohbau beteiligten Gewerke gering ist - üblicherweise Baufirma und die Zimmerei -, kommen beim Innenausbau weitaus mehr Handwerksfirmen zum Einsatz:

  • Spengler
  • Dachdecker
  • Metallbauer
  • Fenster- und Türenbauer
  • Heizungs-/Sanitär- und Lüftungsinstallateur
  • Elektriker
  • Stuckateur/Trockenbauer
  • Maurer/Estrichleger
  • Maler
  • Fliesenleger
  • Bodenleger
  • Tischler

Beim Innenausbau geben sich diese Handwerker die Klinke in die Hand. Genau deshalb sind eine durchdachte Koordination und eine Planung der Abläufe unumgänglich. Ansonsten sind Verzögerungen vorprogrammiert.

Auch die gegenseitige Abstimmung der Gewerke ist immens wichtig - etwa zwischen Elektriker und Heizungs-/Sanitärinstallateur. Denn es gibt zahlreiche Geräte und Bauteile, die vom Heizungs-/Sanitärinstallateur montiert werden und für die der Elektriker einen E-Anschluss an der richtigen Stelle vorsehen muss (z. B. Pumpen, Stellmotoren, Regelungsgeräte).

Dauer Innenausbau: Wie lange dauert der Innenausbau?

Wahrscheinlich geht es Ihnen auf Ihrer Baustelle nie schnell genug. Aber gut Ding will Weile haben - das gilt vor allem beim Innenausbau.

Bedenken Sie, dass die Innenausbauphase in der Regel deutlich länger dauert als die Rohbauphase. Das liegt zum einen an der Anzahl der beteiligten Gewerke, zum anderen an der erforderlichen Trocknungszeit für Estrich und Verputz.

Weitere Einflussfaktoren auf die Dauer der Ausbauphase sind Ausstattungs-/Einrichtungsumfang, Bauherrensonderwünsche, Koordination der Gewerke etc.

Damit Sie aber eine ungefähre Vorstellung vom Zeitaufwand erhalten, orientieren Sie sich am besten an die Durchschnittsdauer:

Richtwert Dauer Innenausbau (Einfamilienhaus): 2 bis 3 Monate

Kosten Innenausbau

Abhängig von der Wohnfläche sowie Ihren individuellen Wünschen in Bezug auf Ausstattung (luxuriös oder schlicht), energetischer und technischer Ausführung variiert auch die Preisspanne.

Sie wünschen sich ein hochenergieeffizientes Traumhaus mit modernster Technik und luxuriöser Ausstattung? Dann haben Sie sich zweifelsohne für die teuerste Hausvariante entschieden.

Richtwerte für Innenausbaukosten pro Quadratmeter (2022):

  • günstigste Ausstattung: 400 €/m²
  • konventionelle/gediegene Ausstattung: 500-800 €/m²
  • luxuriöse Ausstattung: ab 800 €/m²

Sie können diese große Preisspanne in Bezug auf Ausstattung nicht recht nachvollziehen? Hier eine Gegenüberstellung der reinen Anschaffungskosten eines einzelnen Sanitärobjekts:

  • Standardbadewanne: 200 €
  • Eckbadewanne: 400 €
  • freistehende Badewanne: 700 €
  • Whirlwanne: 1.500 €

Preisentwicklung 2022/2023

Bereits vor, aber insbesondere im Jahr 2022 kam es nicht nur im Baustoffsektor zu massiven Preiserhöhungen. Diese resultieren u. a. aus der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg.

Der Anstieg der Energiekosten verteuerte die Produktion und den Transport, was sich auf das gesamte Baugewerbe niederschlägt. Baumaterialkosten (z. B. Stahl, Aluminium, Holz, Bitumen, Dämmstoffe, Fliesen, Keramik), Bauleistungskosten und Handwerkerlöhne sind erheblich gestiegen.

Wie sich die Preise weiterentwickeln, ob also eine baldige Erholung oder ein weiterer Anstieg stattfindet, ist schwer absehbar.

Ideen & Inspirationen für Ihren Innenausbau

Ideen, Muster und Farben für die Innenausbau Gestaltung

Wie alle Bauherren wollen auch Sie Ihr Traumhaus zu einer Rückzugs- und Erholungsoase gestalten. Denn letztlich geht es darum, dass Sie und Ihre Lieben sich zu Hause wohlfühlen.

Nun gibt es unzählige Möglichkeiten, die Räume zu gestalten: durch Mobiliar, Farben, Oberflächen, Materialien, Beleuchtung, Lichteinfall/-lenkung etc.

Wahrscheinlich haben Sie bereits einige Ideen für die Gestaltung der Räumlichkeiten gesammelt. Sie wünschen sich weitere Inspirationen? Hier drei bewährte Quellen:

1. Wohnungen von Bekannten

Sicher waren Sie bereits in zahlreichen Häusern - ob von Bekannten, Freunden oder Familienmitgliedern.

Nehmen Sie einen Notizblock und einen Stift zur Hand. Gehen Sie nun in Gedanken diese Wohnungen durch. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen:

  • In welchen Wohnungen fühle ich mich sehr wohl - unabhängig von den Eigentümern?
  • Welche sprechen mich besonders an, welche begeistern mich?
  • Welche Räume finde ich außerordentlich gelungen, und warum?
  • Welche Ausstattung, welches Bauteil, welchen Einrichtungsgegenstand möchte ich auch in meinen vier Wänden?

Aber auch die Umkehrung der Fragen kann Ihnen wichtige Erkenntnisse liefern:

  • In welchen Wohnungen fühle ich mich unwohl - unabhängig von den Eigentümern?
  • Welche sprechen mich überhaupt nicht an?
  • Welche Räume finde ich alles andere als gelungen, und warum?
  • Welche Ausstattung, welches Bauteil, welchen Einrichtungsgegenstand möchte ich keinesfalls in meinen vier Wänden?

Die Antworten werden Sie auf so manche weitere wertvolle Idee bringen. Nutzen Sie diese Vorlage für Ihr Brainstorming:

Vorschau: Vorlage Ideensammlung Innenausbau
Download Vorlage: Ideen Innenausbau

2. Möbelhäuser & Messen

Besuchen Sie Einrichtungshäuser und Fachmessen. Flanieren Sie durch die verschiedenen Abteilungen. Halten Sie Gestaltungsideen, ansprechendes Interieur, stimmige Farbkombinationen etc. mit der Handykamera fest.

Wenn Sie das Mobiliar eines bestimmten Herstellers besonders begeistert, lassen Sie sich hierzu von einem Verkäufer beraten. Nehmen Sie Kataloge mit nach Hause.

3. Onlineplattformen

Es gibt im Internet eine unerschöpfliche Quelle an Ideen für Wohnungsgestaltungen und -einrichtungen. Bestens eignet sich hierzu Pinterest.

Pinterest ist eine visuelle Suchmaschine. Dort finden Sie sowohl allgemeine Wohnideen in Form von Bildern, aber auch unzählige Einrichtungsvorschläge für bestimmte Räume (z. B. Bad, Kinderzimmer, Küche). Pinterest-Beispiele:

Jene Gestaltungsideen, die Ihnen am meisten zusagen, können Sie in Ihrem Account als Pinnwand anlegen. Sie haben dann z. B. eine Pinnwand mit gefälligen Ideen für Ihr Bad, eine Pinnwand mit genehmen Fliesenmustern, …

Aber auch auf anderen Plattformen und Webseiten finden Sie eine Menge an Inspirationsquellen.

Eigenleistungen: Innenausbau selber machen

Sind Sie handwerklich begabt und haben Zeitressourcen, können Sie durch Eigenleistung erhebliche Kosten einsparen. Denn je mehr Arbeiten Sie selbst ausführen, desto weniger müssen Sie auf (teure) Fremdleistungen zurückgreifen.

Wenn Sie zudem fleißige Bauhelfer in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis haben, kann sich das zusätzlich schonend auf Ihr Finanzpolster auswirken.

Während der Eigeneinsatz in der Rohbauphase nur eingeschränkt möglich ist, können Sie bei entsprechendem handwerklichem Geschick einige Innenausbauarbeiten selbst in die Hand nehmen, z. B. Maler-, Bodenlege-, Fliesen- und Trockenbauarbeiten. Eigenleistung lohnt sich insbesondere bei Arbeiten, bei denen die Lohnkosten höher als die Materialkosten liegen.

Eines sollten Sie allerdings bedenken:

Die Handwerksfirmen sehen es nicht gerne, wenn Bauherren mitarbeiten bzw. Arbeiten in Eigenleistung übernehmen. Das verringert ihr Auftragsvolumen.

Zudem obliegt den ausführenden Firmen eine Gewährleistungspflicht. Wenn nun Bauherren Teilarbeiten in Eigenleistung durchführen – und das bei unzureichender Qualität –, kann es hinsichtlich Gewährleistung zu Konflikten kommen.

Deshalb sollten Sie Ihrem Architekten und den ausführenden Firmen möglichst früh die anvisierte Eigenleistung kommunizieren, um sich gegenseitig entsprechend abzustimmen.

Innenausbau: 2 Tipps

Nun haben Sie das Wichtigste zum Thema Innenausbau erfahren. Abschließend erhalten Sie noch zwei Tipps, die einen geschmeidigen Innenausbau forcieren.

Tipp 1: Nutzen Sie Software

„Wie wirken wohl dunkle Fliesen in meinem Bad? Wie ist die optimale Positionierung der Möbelstücke im Wohnzimmer? Wie schaut unsere Küche mit einer Eckbank aus?“

Solche und ähnliche Fragen tauchen bei vielen Bauherren auf. Wenn Sie sich mit einer realitätsnahen Vorstellung schwertun, nutzen Sie am besten einschlägige Software.

Denn für die Raumplanung gibt es spezielle, oft kostenlose Softwarelösungen (Apps, Onlinetools, Installationsprogramme). Verschaffen Sie sich hierzu über aktuelle Testberichte im Netz einen Überblick.

Die Programme sind meist intuitiv zu bedienen und beinhalten Möblierungs- und Inventarbibliotheken. Mittels 3D-Ansichten können Sie Ihre Räume aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Dadurch fällt Ihnen die Entscheidung für eine favorisierte Gestaltung und Ausstattung wesentlich leichter.

Tipp 2: Innenausbau in Bildern dokumentieren

Wie Sie bereits erfahren haben, werden beim Innenausbau auch die Leitungen in Böden und Wänden verlegt. Das betrifft sowohl Elektro- als auch Heizungs- und Sanitärleitungen.

Häufig ist später das Wissen über den genauen Leitungsverlauf enorm hilfreich: etwa bei Schäden (z. B. Wasserfleck), Zu- oder Umbau, Montage von Einrichtungsgegenständen, …

Und genau deshalb sollten Sie den Verlauf des Innenausbaus mit Bildern und Videoaufzeichnungen dokumentieren. Schon oft konnten mit Fotos die Ursachen auftretender Baumängel schnell ausgeforscht werden.

Sie können etwa auf der Baustelle mit dem Smartphone ruckzuck den Leitungsverlauf im Bodenaufbau oder in den Wänden festhalten, bevor der Boden verlegt und die Wände verputzt werden.

Achten Sie aber darauf, dass bei den Bildern und Videos eindeutig nachvollziehbar ist, wo genau die dargestellten Details sich im Raum bzw. im Haus befinden.

Fazit Innenausbau

Der Innenausbau ist für die meisten Hausbauer die herausforderndste Bauphase, da viele Arbeiten auf der Baustelle parallel erfolgen. Bei einem optimalen Verlauf greift ein „Handwerkszahnrad“ in das andere.

Reibungslose Abläufe sind aber eher die Ausnahme als die Regel, insbesondere beim Hausbau. Sollten tatsächlich Hindernisse auftauchen, machen Sie sich bewusst: Gleiche Schwierigkeiten gab es bereits auf vielen anderen Baustellen - und alle wurden sie gelöst.

Ihnen einen erfolgreichen Innenausbau!