Anm. d. Redaktion:
Architekten werden immer wieder mit Bauherren konfrontiert, die beim Bau ihres Eigenheims die Berücksichtigung von Feng-Shui-Grundsätzen fordern. In solchen Fällen zieht der Architekt – oder auch der Bauherr selbst – bereits in der Planung einen Feng-Shui-Berater hinzu.

Über die Wirksamkeit von Feng-Shui-Maßnahmen gibt es durchaus kontroverse Meinungen. Weil aber zahlreiche Bauherren ihr Haus nach den Feng-Shui-Prinzipien bauen wollen, lassen wir im folgenden Gastbeitrag Heike Schauz zu Wort kommen.

Sie zählt in Deutschland zu den Top-Feng-Shui-Beratern. Die Baden-Badenerin ist Unternehmerin, Speakerin (GSA), Autorin und eine der ersten Frauen mit Meistertitel im Maler-Handwerk.

Warum Sie beim Bauen nicht auf Feng-Shui-Märchen hereinfallen sollten

Feng-Shui befasst sich mit der Harmonisierung des Menschen und seiner Umgebung. Der Begriff kommt aus dem Chinesischen und setzt sich aus den Wörtern für Wind (Feng) und Wasser (Shui) zusammen.

Das Ziel von Feng-Shui besteht darin, die negativen Einflüsse auf unsere unterbewusste Wahrnehmung zu reduzieren und die positiven zu stärken.

Es ist kein schöner Wohnen, keine reine Farbenlehre und kein Möbelumstellen, sondern eine sehr komplexe Betrachtungsweise, die eine gute Ausbildung und viel Erfahrung bedingt.

Im Idealfall sollte ein Feng-Shui-Berater so früh wie möglich hinzugezogen werden – etwa bei der Wahl des Bauplatzes –, um Fehler bei der Planung bereits im Vorfeld zu vermeiden. Die Methoden des Feng-Shui können bei und für jede Art von Raum eingesetzt werden – z. B. für Garten, Wohnung, Arbeitsplatz, Hotel, Großkonzerne, Geschäfte, Schulen und Kindergärten.

„Gutes Feng-Shui sieht man nicht, man spürt es.“

Deswegen sind esoterische Hilfsmittel wie Goldmünzen, Winkekatzen und sonstige Zaubereien nicht notwendig.

Jeder kann sich Feng-Shui-Berater nennen!
Leider ist der Begriff Feng-Shui-Berater nicht geschützt. Jeder kann sich nach einem Wochenendkurs so nennen. Hier sollten Sie genau hinsehen! Ein guter Berater wird Ihnen immer Referenzobjekte nennen können oder anbieten, sodass Sie sich mit seinen bisherigen Kunden austauschen und sie nach deren Erfahrungen fragen können.

10 Feng-Shui-Mythen

Im klassischen Feng-Shui gibt es keine starren Regeln, sondern Prinzipien, die für jedes Objekt individuell berechnet werden. Zudem sieht gutes Feng-Shui auch immer gut aus. Und weniger ist in vielen Fällen oft mehr.

Mythos 1:
Eine rote Haustür hält Ihnen jegliches Unglück fern

Feng Shui Mythos rote Eingangstür

Dies ist eine verbreitete Verallgemeinerung. Seien Sie beim Anwenden dieser Maßnahme vorsichtig! Die Farbe Rot wird dem Element Feuer zugeordnet. Daher ist eine rote Eingangstür nur passend, wenn das Element Feuer mit der Position des Eingangsbereiches harmoniert. Dass rote Eingangstüren prinzipiell Unglück abhalten, ist ein typischer „Feng-Shui-Mythos“.

Sehr viel wichtiger sind die Größe der Haustür im Verhältnis zum Haus, die Lage der Eingangstür, der Weg zu dieser Tür, die Perspektive, wenn man aus dieser Tür ins Freie tritt, und was einen beim Eintreten ins Haus erwartet.

Mythos 2:
Kristalle im Fenster stoppen das Chi (die Energie)

Feng-Shui Mythos Fensterkristalle

Sie haben ein Feng-Shui-Problem? Hängen Sie einen Kristall auf und alles wird gut. Kristalle, so die Versprechung verschiedener Anbieter in Esoterik-Läden sowie diverser Buchautoren, halten die Energie im Raum.

Ganz so einfach ist die Sache leider nicht. Ein Kristall mag hübsch aussehen, das Energiepotenzial des Raumes wird er jedoch kaum verändern. Ich persönlich lehne diese Art des Feng-Shui ganz ab.

Wenn jemand diese Kristalle liebt, soll er sie natürlich aufhängen oder hinstellen. Aber sobald es Erklärungen gegenüber Dritten bedarf, warum da etwas am Fenster hängt, ist es kein „gutes Feng-Shui“ mehr. Denn dieses spürt man, da muss man nicht fragen.

Vermeiden Sie schon bei der Planung sogenannte Tür-Fenster-Linien. Das sind Fenster, die einer Tür direkt gegenüberliegen. Haben Sie schon so gebaut, dann blocken Sie das Fenster mit einer großen Pflanze oder einem Vorhang.

Mythos 3:
Giebel und Deckenbalken werden durch Bambusflöten neutralisiert

Feng-Shui Mythos Bambusflöte

Spitze Giebel und große Deckenbalken werden auch im klassischen Feng-Shui in vielen Fällen als ungünstig erachtet. Auch ich habe einmal gelernt, dass es für diese Problematik nur eine Lösung gibt: Bambusflöten. So soll man die Flöten paarweise in einem spitzen Winkel aufhängen. Diese Art der Anbringung sorgt dann dafür, dass das Chi unter Giebeln und Balken sanft in das darunterliegende Gebiet gelenkt wird.

Können Sie sich vorstellen, künftig zwei oder mehr Bambusflöten zur Neutralisierung über sich hängen zu haben? Nicht alles, was in China wirkt, passt nach Europa.

Möchten Sie offene Deckenbalken haben, sorgen Sie lieber schon bei der Planung dafür, dass sich diese nicht über Betten, Arbeits- oder Sitzflächen befinden. Lassen Sie die Ecken dieser Balken abschrägen und betonen Sie sie nicht übermäßig durch Farbe. In spitzen Giebeln helfen Abhängungen in Trockenbauweise oder Stoff.

Mythos 4:
Windspiele sorgen generell für gutes Feng-Shui im Haus

Feng-Shui Windspiel

Wer Windspiele und ihren speziellen Klang mag, kann sie sich gerne aufhängen. Ich kenne Menschen, die den Klang gar nicht mögen und beim Dauergebimmel im Garten des Nachbarn fast durchdrehen. Sicher bewegt sich die Luft etwas und auch die Schwingungen sind da – aber dass sie grundsätzlich für Harmonie sorgen und das Chi lenken, ist eher ein Verkaufsargument.

Und wenn es nur einem Bewohner des Hauses nicht gefällt, kann von gutem Feng-Shui keine Rede mehr sein, auch wenn es nach der Berechnung durchaus eine Verwendung für ein Windspiel geben kann. Dann muss nach einer anderen Optimierung gesucht werden.

Mythos 5:
Feng-Shui-Tapeten sorgen für Harmonie

Ich muss Sie wieder enttäuschen. Es gibt keine Feng-Shui-Tapeten. Lassen Sie sich so etwas nie aufschwatzen. Man kann Tapeten als Unterstützung bei Feng-Shui-Optimierungen einsetzen – nicht mehr und nicht weniger! Dasselbe gilt für Farben, Teppiche und andere Einrichtungsgegenstände.

Feng-Shui lässt sich nicht an einem Gegenstand festmachen, sondern ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise und führt zur Optimierung und Harmonisierung der Räume innen und außen.

Mythos 6:
Geldverlust droht bei offenem Toilettendeckel

Eine der wohl bekanntesten Sprüche zum Thema Feng-Shui im Haus ist eine Erfindung des sogenannten „New Age Feng Shui“. Manchmal glaube ich, dass es eine Frau in Umlauf gebracht hat, die der ständig hochgeklappte Deckel genervt hat. :)

Ich kenne viele finanziell sehr gut gestellte Menschen. Vor allem bei den Männern ist immer der Deckel hochgeklappt und noch keiner hat dadurch Geld verloren.

Da aber auch mir aus ästhetischen und hygienischen Gründen sehr daran gelegen ist, dass der Toilettendeckel geschlossen bleibt, empfehle ich WC-Sitze mit Absenkautomatik. Sorgen Sie außerdem dafür, dass WC-Türen immer geschlossen sind!

Mythos 7:
Enten und Delfine stärken Ihre Partnerschaft

Sie bauen sehr modern? Dann könnten die beliebten Mandarin-Enten und Delfin-Pärchen aus dem Esoterik-Katalog oder dem Geschäft eventuell ein bisschen seltsam anmuten. Das hat mit dem klassischen Feng-Shui nichts zu tun und ist reiner Humbug.

Die Partnerschaftsecke befindet sich im Südwesten und kann sehr gut mit Farben, Formen und Materialien passend gestaltet werden. Und diese Südwest-Ecke befindet sich auch in jedem einzelnen Raum.

Es ergibt sich immer eine Möglichkeit, passend, wirkungsvoll und effektiv zu aktivieren. Feng-Shui-Optimierungen können in jeden Einrichtungsstil integriert werden und passen sich diesem an.

Mythos 8:
Ein Holzhaus gehört zum Element Holz

Feng-Shui Element Holz

Sehr oft lese ich als Einrichtungsempfehlung: Sie brauchen das Element Holz – also bitte Holzmöbel oder Parkett nehmen. Das stimmt ebenso wenig wie die Behauptung, ein Holzhaus gehöre zum Element Holz.

Nur Bäume oder Pflanzen, die noch im Garten oder Wald wachsen, repräsentieren dieses Element. Das Material Holz als Baustoff gehört zum Element Erde. Dem Element Holz werden zugeordnet: die Farbe Grün und Gegenstände, die höher sind als breit (Säulen, Hochschränke).

Mythos 9:
Probleme mit den Finanzen bei Bad oder Toilette im Südosten

Auch das ist eine verallgemeinerte Regel, die so nicht abgeleitet werden kann. Richtig ist: Laut Kompass-Feng-Shui und der entsprechenden Bagua-Zuordnung wird der Südosten dem Thema Reichtum zugeordnet. Allerdings geht es auch um geistigen Reichtum, Optimismus, Goodwill. Bei einer umfassenden Beratung reicht die Bagua-Methode nicht aus.

Sie können unbesorgt sein. Bäder und Toiletten im Südosten haben keine negativen Auswirkungen auf Ihre Finanzen. Gemäß traditionellem Feng-Shui ist es immer von dem jeweiligen Gebäude abhängig, welche Bereiche besonders wichtig für die Finanzen oder die Beziehung sind.

Mythos 10:
Schlafen sollte man immer Richtung Osten

Dies ist ebenfalls eine Pauschalierung. Schlafzimmer oder Kinderzimmer werden mithilfe mathematischer Berechnungen bestimmt. Diese werden anhand der Geburtsdaten der Bewohner errechnet. Und da kann es leicht sein, dass der Ehemann eine ganz andere positive Schlafrichtung hat als seine Frau. Sollen nun zwei Schlafzimmer eingerichtet werden und das Ehepaar zukünftig getrennt schlafen? Natürlich nicht – auch hier findet sich immer eine gute Lösung.

Viel wichtiger ist die Lage des Bettes generell, z. B. nicht in einer Tür-Fenster-Linie oder unter schweren Deckenbalken.

Mein Tipp:
Ziehen Sie bereits vor dem Bau – bei der Planung – einen guten Feng-Shui-Berater hinzu. So werden Fehler von vornherein vermieden!